Beim Thema Mediennutzung in der Grundschule scheiden sich immer wieder die Geister. Während die einen laut „digital first“ rufen, sind andere eher skeptisch und verweisen auf die Probleme, die mit der Nutzung von Smartphones, Tablets und Co. einhergehen. Fakt ist: Kinder kommen immer früher mit digitalen Medien in Berührung und haben es dadurch schwerer, in der Schule wichtige soziale Kompetenzen zu erlernen. Doch ist es wirklich die Lösung, Bildschirme komplett aus der Schule zu verbannen?
Digitale Mediennutzung an deutschen Grundschulen
Die Ausgangslage in Deutschland ist sehr verschieden. Während die Digitalisierung in einigen Bundesländern und Stadtstaaten weit fortgeschritten ist, hinken andere Regionen noch hinterher. Neben der fehlenden Hardware – beziehungsweise den finanziellen Mitteln, die hierfür nicht vorhanden sind – kann auch das fehlende Personal mit entsprechender Medienkompetenz als Einflussfaktor identifiziert werden.
Anders sieht es hingegen im privaten Umfeld aus. Auch wenn die meisten Kinder erst mit 10 Jahren ein eigenes Smartphone bekommen, darf ein Großteil schon vorher das Gerät von Mama oder Papa nutzen und erste Erfahrungen sammeln. Oft wissen schon Kita-Kinder ganz genau, wie Tablets und Smartphones bedient werden.
Exkurs: Digitales Dänemark
Nachdem unsere nördlichen Nachbar:innen viele Jahre lang als digitale Vorbilder galten und Bildschirme fest zum Grundschul-Unterricht gehörten, vollzieht Dänemark gerade eine „Rolle rückwärts“. Denn nach genauer Betrachtung wurde klar: Die Nutzung von digitalen Medien in der Grundschule bringt nicht nur Vorteile mit sich.
Weil beispielsweise die Konzentration der Kinder stark leidet und die schulischen Leistungen der Dän:innen gesunken sind, wurde der Ruf nach einer Rückkehr zum klassisch-analogen Unterricht immer lauter. Die neue Empfehlung von Seiten der dänischen Regierung lautet nun: digitale Bildschirmmedien sollen nur dann eingesetzt werden, wenn es didaktisch und pädagogisch sinnvoll ist.
Klingt nach einem guten Ansatz, oder?
Was bringt ein (Smartphone-)Verbot?
Auch wenn eigene Smartphones an deutschen Grundschulen oft noch die Ausnahme sind, reagieren immer mehr Einrichtungen mit einem strikten Verbot. Dieses umfasst häufig (aber nicht immer!) auch Smartwatches.
Lese-Empfehlung: Sind Kinder-Smartwatches in der Schule verboten?
Die Regelung zielt nicht darauf ab, den Kindern die Nutzung von digitalen Medien vollständig zu verbieten – immerhin findet häufig parallel eine gezielte Anwendung im Unterricht statt. Viel eher geht es darum, die sozialen Kompetenzen der Schüler:innen zu schützen und zu stärken.
Denn tatsächlich belegen immer mehr Studien und auch Praxisbeispiele, dass Kinder, die viel Zeit an Smartphones, Tablets und Spielekonsolen verbringen, soziale Schwierigkeiten entwickeln und im Extremfall überhaupt nicht (mehr) wissen, wie sie sich Gleichaltrigen gegenüber verhalten sollen.
Worauf kommt es bei der Mediennutzung in Grundschulen an?
Sollten digitale Medien also am besten komplett aus dem (Grundschul-)Unterricht verbannt werden?
Nein, natürlich nicht. Doch statt blindlings einem „Hauptsache digital“-Ansatz zu folgen, kommt es bei der Mediennutzung in der Grundschule vor allem auf diese Punkte an:
· gute Balance zwischen analogen und digitalen Lernmethoden
· Kindern beibringen, digitale Medien sinnvoll und sicher zu nutzen
· stets kritisch reflektieren und für Gefahren sensibilisieren
· Förderung einer kreativen Nutzung
· klar machen, dass digitale Medien nicht nur der Unterhaltung dienen, sondern sinnvoll zum Lernen genutzt werden können
Digitale Mediennutzung in Grundschulen: Die Balance macht‘s
Eine digitalisierte Schule ist nicht automatisch eine bessere Schule. Zahlreiche Studien haben das mittlerweile bewiesen und gezeigt: Auf eine gesunde Balance zwischen digitalen und analogen Lernmethoden und -inhalten kommt es an. Auch wichtig: Ein Smartphoneverbot an Schulen schließt kompetente Medienbildung nicht aus. Beides kann parallel existieren und funktionieren.